Sonntag, 13. Januar 2013

Schnee, Schlittschuh, Schlangen - meine Weihnachtsferien in Belarus

Pünktlich zum Abschluss der belarussischen Weihnachtsferien am heutigen "Alten Neujahr" kommt mein kleiner Bericht aus der Heimat.

Das alte Jahr haben wir am 31. Dezember auf typisch weißrussische Weise verabschiedet: Im Familienkreis, mit dem sowjetischen Sekt und der Fernsehansprache des Präsindenten an das Volk.

"Im vergangenen Jahr haben wir viel geleistet. Die Getreideernte war ungewöhnlich gut. Wir sind ein Weltraumstaat* geworden und haben mit dem Bau eines Atomkraftwerks begonnen", sagte der Präsident im Fernsehen. Teilweise wirkten seine Worte wie Aussagen beim autogänen Training: "Wir blicken mit Sicherheit in die Zukunft", "Wir verdienen es, glücklich zu sein", "Wir sind reich", "Wir glauben an uns".

Wenn er so redet, heißt es nichts Gutes, wussten die Belarussen. Kommen bald Preiserhöhungen? Die Rubel-Abwertung? Oder wird ein weiteres Großprojekt wie die Nationale Bibliothek auf Kosten der Bevölkerung gebaut?

*Belarus brachte im Juli 2012 seinen ersten Satelliten ins All. Einzelheiten im folgenden Video:

Wie überall in der Welt wird auch in Minsk in der Silvesternacht kräftig geknallt. Mit einem Unterschied: Es ist still. Die Böller knallen natürlich, aber die Leute jubeln nicht, applaudieren nicht. Ist es das Echo der stillen Protesten aus dem Sommer 2011, als hunderte Menschen wegen des Klatschens verhaftet wurden?
Das größte Feuerwerk fand im Zentrum der Stadt statt. Die friedliche Feier wurde von vielen Polizisten geschützt.

Gleich mit der ersten Januar-Ausgabe der wichtigsten staatlichen Zeitung SB kamen wie erwartet die "guten" Nachrichten. Die Nebenkosten werden den Marktpreisen "angepasst", der Staatsapparat wird optimiert (25 Prozent der Beamten müssen weg) und die Eishockey-Mannschaft des Präsidenten hat 9:1 gegen die Schweiz gewonnen. Ratet mal, welcher Spieler die Nummer 1 auf dem Rücken trägt?
Titel: Eishockey für die Seele


Um die Trends nicht zu verpassen, eilten wir in die frisch eröffnete "Minsk Arena", wo man  Schlittschuh laufen kann und wo in einem Jahr die Eishockey-Weltmeisterschaft stattfinden wird. Doch alle Tickets für die nächsten drei Runden waren bereits vergriffen. Wir gaben nicht auf, stellten uns an und ergatternen doch noch Karten für die letzte Runde!



Schlangestehen muss man in Minsk fast immer, wenn man ins Kino oder zum Konzert will. Zwei Mal haben wir Veranstaltungen verpasst, weil wir uns nicht rechtzeitig um die Tickets gekümmert haben. Beim dritten Mal waren wir kluger und haben uns für die Theatervorstellung von Belarus Free Theatre im Voraus per Telefon angemeldet. Es spielt in einem Privathaus am Rande der Stadt. Auch die Polizisten besuchen regelmäßig die Vorstellungen des Underground-Theaters. Sie kommen unangemeldet, nehmen die Personalien der Schauspieler und der Zuschauer auf und verschwinden, ohne eine Spende in die Kartonbox einzuwerfen.
Die Vorstellung des Freien Belarussischen Theaters in einem verschneiten Privathaus in Minsk
Wir verlassen unsere Heimat mit Optimismus und guten Erwartungen an das Jahr 2013. Immerhin kamen die verkleideten Jugendlichen am Heiligen Abend (den 6. Januar) zu uns nach Hause. Sie sangen Weihnachtslieder und schüttelten die Getreide auf den Boden. Das ist ein gutes Zeichen. Wahrscheinlich wird die Ernte auch in diesem Jahr gut!

"Koljada" bei uns zu Gast - mit Weihnachtsliedern und einem Sack für Geschenke
Mercedes-Benz auf Belarussisch :)
Den Schnee vermisse ich jetzt schon...

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