Mittwoch, 22. April 2015
Sonntag, 15. Februar 2015
Dienstag, 13. Januar 2015
Zwischen Weihnachtstisch und Wechselstube
"Wechselt bloß kein Geld in einer Wechselstube", ist eine der ersten Phrasen, die wir Ende Dezember nach der Ankunft in Minsk hören. Devisen sind viel zu begehrt, um sie an den Staat abzugeben. Menschen stehen Schlange in den Banken, um US-Dollar oder Euro zu kaufen. Sie sind bewehrte Anker in den Krisenzeiten. Die krisenerprobten Belarussen wissen: Bald geht es abwärts. Die schwächelnde Wirtschaft in Russland wird die von ihr abhängige belarussische Wirtschaft nach sich ziehen.
Autokauf in Russland
Um sein Erspartes nicht zu verlieren, entscheidet sich Andrej (Name geändert), ein Auto zu kaufen. Er hat gehört, dass die PKWs in Russland wegen der Rubel-Abwertung viel günstiger geworden sind als in Belarus. Der Angestellte einer staatlichen Sicherheitsfirma besorgt ein Zugticket und fährt nach Moskau. Dort stellt er fest, dass die im Internet angekündigten Preise in den Autohäusern nicht mehr gelten: Sie wurden wegen der starken Nachfrage aus dem Nachbarland erhöht.
Andrej kauft eine Zeitung und findet dort ein paar interessante Privatanzeigen. Der Verkäufer des fast neuen Peugeot 408 will umgerechnet knapp 12 000 Dollar dafür haben. Die Summe soll in den russischen Rubeln ausgezahlt werden: Im Unterschied zu Belarussen haben die Russen den Glauben an ihre nationale Währung trotz derer Abwertung (noch) nicht verloren.
Während Andrej in der Schlange vor der Wechselstube wartet, geht die Jahrespresskonferenz von Putin im Fernsehen zu Ende. Plötzlich ändern sich die Zahlen auf dem elektronischen Tableau: Der Rubelkurs steigt leicht an. „Ich rechne im Kopf nach, dass ich auf der Stelle um die 500 Dollar verliere“, sagt Andrej. „Hätte Putin bloß ein wenig länger geredet!“ ärgert er sich. Grundsätzlich ist er aber zufrieden, dass er sein Geld gut angelegt hat.
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Der Wechselkurs DLR/EUR um den Jahreswechsel in Belarus. Quelle: tut.by |
Haushaltsgeräte als Investition
Glück hatte auch meine Freundin Alesja. Im Dezember bekommt sie die einmalige Prämie für die Geburt ihres Sohns – umgerechnet ca. 1000 Euro (nach dem Wechselkurs von damals). Die junge Mutter entscheidet sich, das Geld in die Haushaltsgeräte zu investieren. Sie bestellt einen Backofen und eine Spülmaschine in einem Online-Shop. Am nächsten Tag erlebt sie Schock. „Die Preise haben sich verdoppelt!“ Der Bestellvorgang ist zwar bereits abgewickelt, aber das Geld ist noch nicht überwiesen. Alesja ruft im Laden an. Zum Glück bleiben die Konditionen für ihren Kauf unverändert. "Ich habe mich auf die versprochene kostenlose Lieferung verzichtet und bin schnell losgefahren, um meine Geräte abzuholen!" erzählt sie. So wie Alesja kaufen viele Belarussen neue Haushaltsgeräte auf Vorrat: Vor Silvester und Weihnachten sind Regale in den Elektronik-Märkten leer.
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Menschen stehen Schlange vor der Wechselstube in einem Geschäft in Minsk |
Donnerstag, 2. Oktober 2014
Angekommen
Heute vor acht Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. In den ersten Tagen in Dortmund kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Ein U-Bahn-Ticket kostet zehn mal mehr als in St. Petersburg! Das Zimmer im Studentenwohnheim gehört mir alleine! Im Supermarkt ist kein "Brei" zu finden: Was essen denn die Deutschen zum Frühstuck? Waaaas, sonntags sind die Geschäfte ganz geschlossen?
Inzwischen bin ziemlich eingedeutscht. Ich gucke "Tatort" und koche Spargel. Ich werfe den Jogurt-Becher in
die gelbe Tonne weg. In der Bahn setze ich mich nicht zu einem anderen Fahrgast dazu, sondern suche mir einen freien Doppelsitz.
Vor kurzem musste ich meine Integrationsfähigkeit unter Beweis stellen. Ich habe eine Niederlassungserlaubnis beantragt. Ausländische Absolventen deutscher Hochschulen dürfen sie bekommen, wenn sie mindestens zwei Jahre berufstätig sind. Eine Bedingung: Man soll „Grundkenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse im Bundesgebiet“ nachweisen. Es wird ja Zeit - nach den knapp acht Jahren in Deutschland...
Ich bin zu einem Gespräch in die Ausländerbehörde eingeladen. Vor dem Termin lasse ich mich von meinen deutschen Freunden in puncto Deutschsein beraten. Der erste Ratschlag lautet: Bei der Begrüßung soll ich dem Sachbearbeiter festen Handschlag geben und mitteilen, dass ich zum Mittag Eisbein mit Sauerkraut gegessen habe. Als nächstes sollte ich übers Wetter meckern. "Meckern, egal über was, ist typisch deutsch“, heißt es. Klingt nicht so schwer.
Bei der Ausländerbehörde ist es wie beim Zahnarzt: Man geht nicht gerne hin. Wer mag es schon, wenn ein Herr Müller, der in der Erzählung "Der Kummer des Beamten Müller" von Rafik Schami treffend beschrieben ist, über sein Schicksal entscheidet? Doch in der Kölner Ausländerbehörde bin ich positiv überrascht. Der Mitarbeiter begrüßt mich freundlich und gibt mir die Hand. „Sie sollen einen Test schreiben, um die Kenntnisse der Lebensverhältnisse in Deutschland nachzuweisen“, sagt er.
Von dieser Prüfung habe ich bereits gehört: Da sind mehr als 300 Fragen und einen Termin bekommt man erst in mehreren Wochen. Ich möchte mir den Aufwand sparen und hole eine dicke Mappe aus der Tasche heraus. Darin sind alle Zeugnisse, Bescheinigungen und Urkunden abgeheftet, die ich in den acht Jahren gesammelt habe. Ich zeige dem Sachbearbeiter das Zeugnis über die Teilnahme an der Vorlesung "Politisches System der BRD", den Schein in "Landeskunde" und Nachweise über mehrere Stipendien. Der Beamte ist unbeeindruckt: "Haben sie Germanistik studiert? Ausnahmen sind aber nur für die Politikwissenschaftler möglich."
Nach einer kurzen Diskussion schickt er mich vor die Tür, um mit seinem Vorgesetzten zu beraten. Dann bietet er mich wieder herein. Er hält meine dicke Mappe in der Hand und schaut mich ernsthaft an, als ob er sagen möchte: „Ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Doch dann lächelt er auf einmal und sagt: "Gut, wenn alle sich einig sind und mal auch über das Gesetz hinweg eine Entscheidung treffen."
Das heißt, ich bin ohne die schriftliche Prüfung für integriert genug befunden worden. Ich bekomme eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis! "Aber nur weil Sie Ihre Unterlagen so ordentlich abgeheftet haben!" sagt der Beamte und wünscht mir einen schönen Tag. „Ihnen auch. Trotz des schlimmen Regens“, meckere ich zum Schluss.
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Dortmund, Oktober 2006 |
Vor kurzem musste ich meine Integrationsfähigkeit unter Beweis stellen. Ich habe eine Niederlassungserlaubnis beantragt. Ausländische Absolventen deutscher Hochschulen dürfen sie bekommen, wenn sie mindestens zwei Jahre berufstätig sind. Eine Bedingung: Man soll „Grundkenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse im Bundesgebiet“ nachweisen. Es wird ja Zeit - nach den knapp acht Jahren in Deutschland...
Ich bin zu einem Gespräch in die Ausländerbehörde eingeladen. Vor dem Termin lasse ich mich von meinen deutschen Freunden in puncto Deutschsein beraten. Der erste Ratschlag lautet: Bei der Begrüßung soll ich dem Sachbearbeiter festen Handschlag geben und mitteilen, dass ich zum Mittag Eisbein mit Sauerkraut gegessen habe. Als nächstes sollte ich übers Wetter meckern. "Meckern, egal über was, ist typisch deutsch“, heißt es. Klingt nicht so schwer.
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Deutscher Spargel a-la Belarus: Mit Bratkartoffeln. |
Von dieser Prüfung habe ich bereits gehört: Da sind mehr als 300 Fragen und einen Termin bekommt man erst in mehreren Wochen. Ich möchte mir den Aufwand sparen und hole eine dicke Mappe aus der Tasche heraus. Darin sind alle Zeugnisse, Bescheinigungen und Urkunden abgeheftet, die ich in den acht Jahren gesammelt habe. Ich zeige dem Sachbearbeiter das Zeugnis über die Teilnahme an der Vorlesung "Politisches System der BRD", den Schein in "Landeskunde" und Nachweise über mehrere Stipendien. Der Beamte ist unbeeindruckt: "Haben sie Germanistik studiert? Ausnahmen sind aber nur für die Politikwissenschaftler möglich."

Das heißt, ich bin ohne die schriftliche Prüfung für integriert genug befunden worden. Ich bekomme eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis! "Aber nur weil Sie Ihre Unterlagen so ordentlich abgeheftet haben!" sagt der Beamte und wünscht mir einen schönen Tag. „Ihnen auch. Trotz des schlimmen Regens“, meckere ich zum Schluss.
Freitag, 22. August 2014
Прогулка по моему Кельну
Вот уже четыре года я живу в Кельне, а точнее в Кельне-Мюльхайме (что далеко не одно и то же). Это самый густонаселенный район города, расположенный по правую сторону Рейна. Начинать знакомство с Мюльхаймом лучше не с пешей, а с морской речной прогулки. Несколько раз в день от центра Кельна отправляется кораблик, который за полчаса доставит вас к причалу Мюльхайма, где стоит построенная в 12-ом веке церковь Св. Клеменса.
Еще более нестандартный способ попасть из центра на правую сторону Рейна (кельнцы называют ее "неправильной") - по воздуху, в кабинке подвесной дороги.
Еще более нестандартный способ попасть из центра на правую сторону Рейна (кельнцы называют ее "неправильной") - по воздуху, в кабинке подвесной дороги.
Dienstag, 15. Juli 2014
Как в Кельне обезвредили бомбу
У нас на районе сегодня обезвредили авиабомбу. Американскую, весом в 20 центнеров, со времен Второй мировой. Вчера ее случайно откопали ремонтники коммунальных служб на берегу Рейна, неподалеку от Мюльхаймского моста. В этом месте мы не раз жарили шашлыки и катались на велосипеде.
Вечером на дверях жителей близлежащих улиц появились желтые бумажки, в которых сообщалось, что утром начнется эвакуация домов, расположенных в радиусе 800 метров от неожиданной находки. Десяти тысячам кельнцев предстояло в целях безопасности покинуть свои квартиры.
Dienstag, 6. Mai 2014
Stell dir vor, es ist WM und keiner fährt hin
Der Countdown läuft. Nur noch drei Tage bis zum Start der Eishockey-WM in Minsk. In Belarus ist es das Hauptthema aller Nachrichtensendungen. Die WM ist für die Regierung mehr als ein Sportereignis. Es ist ein Prestigeprojekt des Präsidenten Alexander Lukaschenko. Mit seinen 59 Jahren traut er sich regelmäßig auf die Schlittschuh. Als ich ihn bei einem Spiel in Minsk beobachtet habe, wurde mir klar: Lukaschenko ist nicht nur in der Politik ein schlechter Teamplayer.
Seinen Traum ließ er sich einiges kosten.
Seinen Traum ließ er sich einiges kosten.
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