Heute vor zehn Jahren – am 2. Oktober 2006 – bin ich nach Deutschland gekommen. Ich bin am Flughafen Düsseldorf gelandet und wurde von einer netten deutschen Studentin abgeholt. Die Bahnstation und die S-Bahn schienen sehr sauber (wer über die Deutsche Bahn schimpft, muss mal mit der russischen „Elektritschka“ fahren). Die Fahrkarten fand ich schrecklich teuer (finde ich immer noch). Das Wetter war ziemlich mies (wodurch ich mich gleich wie daheim in St. Petersburg fühlte).
In Dortmund angekommen, machte ich eine Bekanntschaft mit den vier weißen Wänden, in denen ich die nächsten 6 Monate (ein Austauschsemester) verbringen sollte. Pardon, die nächsten 5 Monate. Ich bestand bei der Ausländerbehörde darauf, dass die Dauer meiner Aufenthaltsgenehmigung auf 5 (und nicht wie in der Einladung stand auf 6) Monate beschränkt wird. Schließlich hatte ich bereits eine Rückfahrtkarte nach Russland gekauft. Die Beamtin guckte mich verdutzt an. Egal, dachte ich, ich werde die eh nie im Leben mehr sehen (stimmt nicht, wir sehen uns bereits einen Monat später, wenn meine Tasche samt Reisepass, Handy und Schlüssel bei Deichmann geklaut wird).
Noch hatte ich aber mein Zimmerschlüssel und konnte mir meine kahlen Wände etwas genauer anschauen. Nicht mal Gardienen gab es am Fenster. In Petersburg teilte ich 10 Quadratmeter mit einer anderen Studentin. In Dortmund hatte ich gefühlt das Doppelte für mich allein. Außerdem ein eigenes Bad. In Petersburg teilten wir ein Bad, eine alte Herdplatte und einen abgeschriebenen Kühlschrank zu fünft. In Dortmund gab es eine Küche für den ganzen „Flur“ mit einem Riesenkühlschrank, in dem jeder ein Fach hatte. Dazu einen passenden Schlüssel. Plus ein Schlüssel fürs Fach im Schrank, in dem man Lebensmittel verstaute. Es war also unmöglich, sich bei dem Nachbar etwas „auszuleihen“, falls man vergessen hat einzukaufen. :)
Der 2. Oktober 2006 war zwar ein Montag. Aber der nächste Tag war der 3. Oktober und somit ein Feiertag, an dem die Geschäfte in Deutschland geschlossen sind. Ich kaute mir eine Pizza für ca. 10 Euro aus einem nahe liegenden Restaurant. Diese ungeplanten Ausgaben musste ich arme Studentin erstmal verdauen. Da klopfte es an meiner Tür. „Hallo. Wir gehen gleich in die Kneipe im Keller. Kommst du mit?“ sagte eine nette Französin und ein lustiger Pole zu mir. Das war der Beginn einer Freundschaft, die bis heute besteht. Ich bin ganz froh, dass sich unsere französisch-kamerunisch-polnisch-russisch-belarussich-spanisch-belgisch-deutsche Clique regelmäßig trifft und durch Nachwuchs immer größer und bunter wird.
Zusammen haben wir sehr viel erlebt: den ersten Karneval in Köln, den Weihnachtsmarkt in Aachen, das Wochenend-Trip nach Amsterdam, die unendliche Reise ans Meer (danke der Bahn für Schönes-Wochenende-Ticket) und die unzähligen Partys in den Studentenkneipen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich im Wohnheim, bei den Partys und auf den Reisen während meines Austauschsemesters mehr gelernt habe als bei den Vorlesungen. Zumindest in Punkto „Interkulturelle Kommunikation“. Außerdem traute ich mich, Deutsch zu sprechen, denn Fehler machten wir Erasmus-Leute alle und das war gar nicht schlimm. Ich lernte ständig neue Wörter und Sprüche, die im Deutschunterricht nicht vorkamen. Zum Beispiel den Spruch des polnischen Freundes, als meine Tasche geklaut wurde: „Heute gestohlen, morgen in Polen.“ :)
Aus 5 Monaten sind nun 10 Jahre geworden. Wenn ich auf diese Jahre zurückblicke, muss ich gestehen, dass ich sie mir würde nicht anders vorstellen wollen. (Und an meinem Konjunktiv muss ich noch feilen...)
In Dortmund angekommen, machte ich eine Bekanntschaft mit den vier weißen Wänden, in denen ich die nächsten 6 Monate (ein Austauschsemester) verbringen sollte. Pardon, die nächsten 5 Monate. Ich bestand bei der Ausländerbehörde darauf, dass die Dauer meiner Aufenthaltsgenehmigung auf 5 (und nicht wie in der Einladung stand auf 6) Monate beschränkt wird. Schließlich hatte ich bereits eine Rückfahrtkarte nach Russland gekauft. Die Beamtin guckte mich verdutzt an. Egal, dachte ich, ich werde die eh nie im Leben mehr sehen (stimmt nicht, wir sehen uns bereits einen Monat später, wenn meine Tasche samt Reisepass, Handy und Schlüssel bei Deichmann geklaut wird).
Auf dem Campus der Uni Dortmund im Oktober 2006 - mit der historischen Tasche, die wenige Tage darauf geklaut wird |
Noch hatte ich aber mein Zimmerschlüssel und konnte mir meine kahlen Wände etwas genauer anschauen. Nicht mal Gardienen gab es am Fenster. In Petersburg teilte ich 10 Quadratmeter mit einer anderen Studentin. In Dortmund hatte ich gefühlt das Doppelte für mich allein. Außerdem ein eigenes Bad. In Petersburg teilten wir ein Bad, eine alte Herdplatte und einen abgeschriebenen Kühlschrank zu fünft. In Dortmund gab es eine Küche für den ganzen „Flur“ mit einem Riesenkühlschrank, in dem jeder ein Fach hatte. Dazu einen passenden Schlüssel. Plus ein Schlüssel fürs Fach im Schrank, in dem man Lebensmittel verstaute. Es war also unmöglich, sich bei dem Nachbar etwas „auszuleihen“, falls man vergessen hat einzukaufen. :)
Die Erasmus-Clique in Münster |
Zusammen haben wir sehr viel erlebt: den ersten Karneval in Köln, den Weihnachtsmarkt in Aachen, das Wochenend-Trip nach Amsterdam, die unendliche Reise ans Meer (danke der Bahn für Schönes-Wochenende-Ticket) und die unzähligen Partys in den Studentenkneipen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich im Wohnheim, bei den Partys und auf den Reisen während meines Austauschsemesters mehr gelernt habe als bei den Vorlesungen. Zumindest in Punkto „Interkulturelle Kommunikation“. Außerdem traute ich mich, Deutsch zu sprechen, denn Fehler machten wir Erasmus-Leute alle und das war gar nicht schlimm. Ich lernte ständig neue Wörter und Sprüche, die im Deutschunterricht nicht vorkamen. Zum Beispiel den Spruch des polnischen Freundes, als meine Tasche geklaut wurde: „Heute gestohlen, morgen in Polen.“ :)
Aus 5 Monaten sind nun 10 Jahre geworden. Wenn ich auf diese Jahre zurückblicke, muss ich gestehen, dass ich sie mir würde nicht anders vorstellen wollen. (Und an meinem Konjunktiv muss ich noch feilen...)