Der Wald von Blagowschina, 10 km von Minsk entfernt, ist einer der größten Schauplätze von Massenmorden in Osteuropa. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier 150.000 Juden ermordet. Jahrzentelang war dies ein weißer Fleck auf der europäischer Geschichtskarte. An die Gräueltaten erinnerten nur ein bescheidener Gedenkstein und die Zettel mit den Namen der Ermordeten, die von ihren Nachfahren an die Bäume festgenagelt wurden.
Vor zwei Jahren wurde in der Nähe, auf dem Territorium des SS-Lagers im Dorf Maly Trostenez, eine Gedenkstätte eröffnet. Groß, pathetisch, ganz im Sinne der sowjetischen Erinnerungskultur, die hier jahrzehntelang herrschte. Darüber lief ein
Radiofeature von mir im Deutschlandfunk.
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Gedenkstätte in Maly Trostenez |
Der Weg zum eigentlichen Erschießungsort war durch einen Erdwall versperrt. Zu Sowjetzeiten befand sich die größte Müllhalde von Minsk direkt in der Nähe. Der Architekt und Vorsitzende der jüdischen Gemeinden
Leonid Lewin wollte in Blagowschina eine Gedenkstätte bauen, die Menschen nicht gleichgültig lassen sollte. 2013 schilderte er mir seinen Entwurf in einem
Interview. Ich hatte das Gefühl, dass er selbst nicht wirklich daran glaubte, dass das Projekt irgendwann realisiert würde. Wie schade, dass er inzwischen tot ist und nicht mehr sehen kann: Im August 2017 (mehr 70 Jahre nachdem die Verbrechen begangen wurden!) haben die Bauarbeiten in Blagowschina begonnen. Danke an die deutschen Bürger, die 1 Mio. Euro dafür gespendet haben. Ich hoffe, dass die Gedenkstätte fertiggestellt wird. Dass sie im Sinne von Leonid Lewin die Menschen tief berühren und ein würdiges Gedenken an die Ermordeten ermöglichen wird.
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Bauarbeiten in Blagowschina, Stand 17.08.2017 |
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