Montag, 8. April 2013

Belarus auf der Leipziger Buchmesse: Victor Martinovich

Ah, diese Leipziger Buchmesse am 14.-17. März war wie Balsam für meine belarussische Seele! Der Schwerpunkte „Tranzyt“ war der Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus gewidmet. Ich habe noch nie so viele tolle Autoren aus meiner Heimat an einem Ort gesehen. Die Koryphäen, die ich noch aus der Schulzeit kenne, und die jungen Autoren, die die zeitgenössische belarussische Literatur aufmischen.
 
Der belarussische Stand auf der Leipziger Buchmesse
Der Stand des unabhängigen belarussischen Verlags "Lohvinau" war klein, aber fein. Er wirkte ansprechender als der geräumige, sterile russische Stand mit den Büchern über Juri Gagarin, russische Denkmäler und den Großen Vaterländischen Krieg (der Stand wurde von der Moskauer Regierung finanziert) oder der Geister-Stand von Aserbaidschan: Er war da, aber keiner hat ihn gesehen, alle sind an ihm vorbeigehuscht. Ich habe viele Eindrücke aus Leipzig mitgebracht – und ein paar Speicherkarten voll mit Bildern und Tönen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Der erste Autor, den ich vorstellen möchte, heißt… Victor Martinovich (34)

Er ist… Journalist, Historiker und Politologe aus Minsk. Er unterrichtet Geschichte und Politologie an der EHU in Vilnius. Martinovich hat eine Kolumne beim belarussischen Online-Magazin für Jugend „34mag.net“

Seine Bücher… vermitteln den Alltag in einem Überwachungsstaat, sind spannend und gut geschrieben.



Sein Roman „Paranoia“ darf im belarussischen Buchhandel nicht verkauft werden. Kann man ein Buch im Zeitalter des Internets verbieten? Eben nicht. Ich habe mir das Buch in einer Buchhandlung in St. Petersburg gekauft. Als ich angefangen habe, den Roman zu lesen, konnte ich es nicht lassen, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe.

Es ist eine Geschichte über Liebe, Angst und Tod. Es geht um die Volkskrankheit Paranoia in einem Staat, den man als „die letzte Diktatur Europas“ bezeichnet. Doch in erster Linie ist es eine Liebesgeschichte, zu der drei gehören: er (Schriftsteller Anatoli Newinski, Deckname „Gogol“, sie (Deckname „Fuchsie“) und die Macht (Diktator Murawjow). Diese Geschichte wird durch die Abhörprotokolle des KGB erzählt. Auf der Leipziger Buchmesse gab es zwei Lesungen von diesem Buch.


Im ersten Take liest der Autor einen Auszug auf Russisch. Der Übersetzer Thomas Weiler liest dann einen Auszug auf Deutsch.
Victor Martinovich (links), Thomas Weiler (rechts) auf der Leipziger Buchmesse, im März 2013

Hier ist eine andere Passage aus dem Roman, wunderbar gelesen von der Schauspielerin Susanne Bolf.

Auf der Seite von n-ost kann man einen weiteren Auszug aus dem Roman lesen.Vor kurzem ist „Paranoia“ auf Englisch in den USA erschienen. Ich hoffe sehr, dass es bald ins Deutsche übersetzt wird.

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